17. November 2020

Schul-Shutdown durch Distanzunterricht verhindern

Politik muss zwischen Schulformen differenzieren und Wechselunterricht zulassen

Berlin und Potsdam, 17.11.2020

Maskenpflicht und halbierte Klassen: Eigentlich sollte das beim heutigen Bund-Länder-Gipfel beschlossen werden. Doch die Ministerpräsidentenrunde widersprach der Kanzlerin. Stattdessen irrlichtert die Politik beim Thema Schule mindestens mal eine weitere Woche umher und beharrt darauf, die Schulen offen zu halten, komme, was wolle. „So wird weiterhin wertvolle Zeit verschenkt. Das grundlegende Übel ist, dass die Politik Schule noch immer über einen Kamm schert und scheinbar mit dem Begriff Schule einzig Grundschulen assoziiert. Das hat der BvLB schon mehrfach betont. Mittlerweile haben sämtliche Lehrerverbände in diesen Kanon eingestimmt. Statt zwischen den einzelnen Schulformen zu differenzieren, wird Schüler gleich Schüler gesetzt“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Bundesverbandes für Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB).

 

Den Aussagen schließt sich der Brandenburgischen Lehrerverband beruflicher Schulen an. "Auch in Brandenburg besteht Handlungsbedarf", so Thomas Pehle, Landesvorsitzender des BLV und weiter: "Oberstufenzentren bestehen nicht nur aus Klassen, die von einer Lehrkraft unterrichtet werden. Wir brauchen hier ein spezielles Konzept."

Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe II müssen nicht zwingend durchgängig Präsenzunterricht haben, sondern können parallel oder im Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht lernen. „Nimmt man diese Schülergruppen aus den Schulbussen und den Schulen, reduziert man die Personenzahl deutlich, minimiert das Infektionsrisiko und hat räumlichen Spielraum, um Klassen zu teilen“, sagt Eugen Straubinger, ebenfalls BvLB-Vorsitzender, und stellt deutlich klar: „Distanzunterricht kann analog und digital erfolgen. Ein frühzeitig und wohl dosierter Distanzunterricht kann einen Schul-Shutdown verhindern oder zumindest verzögern.“
Während außerhalb von Schule die Kontaktbeschränkungen selbst im Privaten jetzt weiter verschärft werden, transportieren übervolle Bahnen und Busse zu den Stoßzeiten Millionen von Schülerinnen und Schülern. Abstandsregeln sind hier nicht einzuhalten. Das Infektionsrisiko potenziert sich und wird in die Schule getragen. „Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, Schulklassen ab einem bestimmten Grenzwert zu teilen und die Maskenpflicht massiv auszuweiten, schlägt die Politik weiterhin in den Wind und setzt gegen das Infektionsgeschehen nach wie vor ausschließlich aufs Stoßlüften. Statt auf den harten ‚Schulexit‘ hinzuarbeiten ist ein frühzeitig geplanter Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht das bessere Instrument, um die Infektionswelle zu brechen“, sagt Maiß.
Laut RKI können rund 75 Prozent aller Corona-Fälle in den Landkreisen inzwischen auf keinen eindeutigen Ansteckungsort zurückgeführt werden. „Für Österreichs Kanzler Kurz ist dieser Zahlenwert maßgeblich, um ab morgen wieder in den vollständigen Lockdown inklusive Schulschließungen zu gehen. Österreich war uns in der Coronakrise bisher immer drei Wochen voraus. In diesem Zusammenhang ist es unverantwortlich und entbehrt jeder Fürsorgepflicht, die Schulen bei dem Infektionsschutz einfach auszuklammern“, sagt Straubinger und fordert zum wiederholten Male: „Es bedarf jetzt des gemeinsamen Willens aller Beteiligten, um bestmögliche Bildung für die Berufsbildenden Schulen in der Krise gewährleisten zu können. Hybrider Unterricht ist kein Teufelszeug, sondern die einzige Alternative zu kompletten Schulschließungen auf breiter Fläche.“

Die gesamte Pressemeldung finden auf den Seiten des BvLB www.bvlb.de